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5 Tipps, wie du trauernde Menschen unterstützen kannst

Bist Du unsicher, wie Du trauernden Menschen in Deiner Umgebung unterstützen und begegnen kannst? Dann ist dieser Beitrag genau richtig für Dich...

Normalerweise richten sich meine Worte ja eher an die Menschen, die selber um einen lieben Menschen (oder auch ein Tier) trauern, aber heute ist es mir ein großes Anliegen, den Beitrag für diejenigen zu schreiben, die nicht direkt von einem Trauerfall betroffen sind.

Wenn Du z.B. jemanden kennst, der vor kurzem vielleicht ein Elternteil, ein Kind, einen Partner oder eine andere ihm wichtige Person in seinem Leben verloren hat, du aber nicht genau weißt, wie Du dieser Person begegnen kannst, dann ist das hier genau richtig für Dich.

Denn was mir meine Klienten ganz oft in den Sitzungen erzählen, ist, dass sie das Gefühl haben, die Menschen in ihrem Umfeld, z.B. Freundes- oder Kollegenkreis würden sich oft zurückhalten oder sich gar distanzieren.

Ich kenne das Gefühl nur allzu gut, das mir meine Klienten da beschreiben, aber dich weiß genauso gut, dass es niemals Absicht ist von den Freunden, Kollegen oder auch Familie, wenn das so ist. Die meisten wissen schlicht und ergreifend einfach nicht, wie sie damit umgehen sollen, wenn ein Angehöriger eines Freundes oder Familienmitglieds stirbt.

Das liegt meiner Meinung nach im Wesentlichen daran, dass der Tod in unserer Gesellschaft immer noch viel zu sehr verdrängt wird, dabei sollten wir uns doch bewusst machen, dass wir alle mit unserer Geburt gleichzeitig auch das „Ticket“ für den Tod „gekauft“ haben.

Ich möchte mit diesem Beitrag eine kleine Brücke schlagen zwischen den Trauernden und den Menschen in deren Umfeld, die gerne helfen möchten, aber nicht wissen, wie genau. Denn es ist generell mein Herzensanliegen, dass wir das Thema „Tod“ wieder mehr in unserer Gesellschaft integrieren. Und auch wenn ich es natürlich keinem wünschen würde, bist Du vielleicht selber einmal in der Lage, die Unterstützung und Hilfe von anderen zu brauchen, wenn Du selber um jemanden trauerst.

Ich war schon auf beiden Seiten der Brücke: ich war – und bin es natürlich auch dank meinem Herzensprojekt auch immer noch sogar beruflich – Trösterin oder wenn Du es so sehen willst, Trauerbegleiterin und ich war auch schon öfter als mir selber lieb gewesen wäre auf der Seite der Trauernden.

Die Tipps, die ich hier gebe, sind vor allem aus meinen ganzen Coachings heraus entstanden, weil die Klienten immer wieder Ähnliches berichten und ich würde mir wünschen, durch diesen Beitrag die beiden Welten ein bisschen verbinden zu können.

Los geht’s:

Wenn Du jemanden in Deinem näheren Umfeld hast, der in den letzten Tagen, Wochen oder Monaten einen Menschen verloren hat und in Trauer ist, dann ist es zu allererst einmal wichtig, dass Du Folgendes weißt:

 

1. Trauer ist ein Ausnahmezustand

Dir das zu sagen, liegt mir wirklich ganz besonders am Herzen. 

Vielleicht hast Du schon selber mal jemanden in Deinem Leben verloren, der Dir wichtig war, dann kannst Du das möglicherweise auch bestätigen. Wenn nicht, dann darfst Du Dich freuen und dankbar sein, dass Du diese Erfahrung noch nicht machen brauchtest. 

Aber bitte glaube mir: Trauer ist ein Ausnahmezustand. D.h. deine Freundin, die ihren Mann oder ihre Mutter oder sonst eine wichtige Person verloren hat, wird sich möglicherweise verändern. Oder deinem Arbeitskollege, auf den immer Verlass war, rutscht vielleicht etwas durch oder ist nicht mehr zuverlässig wie er das früher war. Oder Deine Freundin hört Dir nur mit halbem Ohr zu. 

Bevor Du selber in die Reaktion gehst und es der Person krumm nimmst, versuche Dich mal in die Lage des anderen hineinzuversetzen und ob es Dir eventuell auch in so einer Situation passieren könnte, dass Du mal etwas vergisst.

Eine tröstende Umarmung ist oft sehr wertvoll für die trauernde Person.
Eine Umarmung kann sehr viel Kraft und Trost schenken

2. Trauer kennt keine Zeit

Die Zeit ist wirklich mit Abstand der größte Druckmacher, den Trauernde haben bzw. vielmehr die Dauer der Trauer. 

Früher gab es ja das sog. Trauerjahr: man „durfte“ sich ein Jahr Zeit nehmen, um jemanden zu trauern. Ich halte diese Zeitangabe für – sorry – völligen Schwachsinn. Trauer lässt sich zeitlich nicht bestimmen oder gar begrenzen. Die meisten Trauernden setzen sich jedoch sehr unter Druck, weil sie dem Umfeld so schnell wie wenig nicht mehr zur Last fallen wollen. 

Denn das ist häufig das Gefühl, das Trauernde haben: das Gefühl, den Menschen in ihrem Umfeld zur Last zu fallen. Ich behaupte nicht, dass sie das tatsächlich tun, aber sie haben das Gefühl, dass es so ist. Dazu kann ich Dir ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung geben: als 2013 mein Mann gestorben ist, hatte ich nicht nur mit der Trauer zu tun, sondern auch mit Existenzangst, weil ich meinen Job aufgegeben hatte, um ihn pflegen zu können. Als er dann starb, habe ich mir vielleicht zwei Wochen Zeit gelassen und mir dann sofort einen Job gesucht, natürlich auch um meine eigenen Existenzängste zu beruhigen, aber hauptsächlich – und das ist kein Scherz – damit meine Familie sich keine Sorgen um mich machen muss. Und ich schwöre, ich konnte das Aufatmen von ihnen förmlich spüren. Aber ich selber stand wirklich unter Druck, es den Menschen in meinem näheren Umfeld so einfach wie möglich zu machen. Und ich weiß aus Erfahrung, dass es meinen Klienten ähnlich geht. Deshalb meine riesengroße Bitte an Dich: gib dem Menschen in Deinem Umfeld, der gerade um jemanden trauert, wirklich Zeit. Vermeide Sätze wie „Zeit heilt alle Wunden.“ Oder „Es ist ja schon 6 Monate / 1 Jahr oder xy lange her. Meinst du nicht, du solltest, wieder mehr unternehmen…“ etc.

Ich weiß, dass Du es mit solchen Sätzen gar nicht böse meinst, aber es setzt Viele wirklich unter Druck.

3. Nichts-Tun ist manchmal besser

Vermutlich bist Du ein Mensch, der gerne hilft, sonst würdest Du diesen Beitrag gar nicht lesen. 

Und dementsprechend könnte Dich das jetzt ein bisschen unruhig werden lassen. Denn Du wirst helfen wollen.

Mit Nichts-Tun ist in diesem Fall auch nicht gemeint, dass Du Dich zurückziehen und abwarten sollst, bis sich der /die Trauernde meldet.

Sondern es geht eher darum, dass Du zwar da bist, zuhörst und schweigst, Taschentücher reichst oder in den Arm nimmst. Glaube mir, das ist enorm wertvoll für die Person.  Taschentücher zu reichen oder in den Arm zu nehmen.

Strenggenommen ist das ja auch kein Nichts-Tun. Meine Klienten berichten mir oft, dass sie Vorschläge bekommen wie  wie „Lass uns doch mal ins Kino gehen.“ Oder „Lass uns einen Kaffee trinken gehen.“ Etc. Ich finde das auch wirklich mega hilfreich und ich möchte Dich bitten, dass Du auch nicht aufhörst, diese Vorschläge zu machen – egal wie oft sie auch abgelehnt werden.

Ähm, wie bitte? Soll ich jetzt nichts tun oder Vorschläge machen? Beides.

Unternehmungen oder Verabredungen in welcher Form auch immer sind wichtig und doch manchmal steht einem nicht immer der Sinn danach, wenn man jemanden verloren hat.

Aber auch in der Trauer ist nicht jeder Tag gleich. D.h. vielleicht hat Dein Freund, Deine Kollegin oder wer immer auch gerade um einen Menschen trauert, möglicherweise heute keine Kraft auf ein Treffen, einen Spaziergang oder was Du Dir sonst Schönes überlegt hast, morgen jedoch vielleicht schon. Deshalb bleib einfach dran und frage immer mal wieder nach. Es bedeutet nicht, dass Du jeden Tag nachfragen musst, sondern einfach nicht aufgibst, nur weil Du ein- oder zweimal ein „Nein“ bekommen hast.

Bitte mach Dir bewusst, dass es nichts mit Dir zu tun hat, sondern wirklich mit der Situation, die – wie ich weiter oben bereits geschrieben haben – eine Ausnahmesituation ist.

4. Gehe nicht auf Distanz zu der trauernden Person

Das, was ich – leider – sehr oft höre, das ich aber glücklicherweise selber nicht erlebt habe, ist, dass sich Freunde, Kollegen und teilweise auch Familie von trauernden Menschen zurückziehen.

Die Gründe dafür können natürlich etliche sein, z.B. hat es möglicherweise schon vorher in der Freundschaft gestimmt, man war nicht mehr auf einem gemeinsamen Level und so ergibt sich eines zum anderen.

Wenn das so bei Dir sein sollte, dann darf das natürlich auch sein, denn es heißt ja nicht, dass Du Dich und Deine Bedürfnisse und Gefühle vollkommen zurücknehmen sollst, „nur“ weil Deine Freundin oder Dein Bekannter jemanden verloren hat.

Aber wenn Dir der Mensch und die Beziehung zu ihr oder ihm wichtig ist, dann ziehe Dich bitte nicht zurück, auch wenn Du oder Deine Hilfe vielleicht einmal oder mehrmals zurückgewiesen werden.

Mache Dir bitte bewusst, dass es aller Wahrscheinlichkeit nicht an Dir und Deiner Person, wenn Euer Verhältnis zueinander vorher unbeschwert war, sondern wirklich an dieser besonderen Situation liegt. Mich hat es selber auch schon getriggert, als ich beispielsweise einer Freundin meine Hilfe angeboten habe, als ihre Mutter gestorben ist und sie sie aber nicht angenommen hat.

Anstatt mich aber von ihr zurückzuziehen, bin ich weiterhin auf sie zugegangen und sehr froh darüber. Denn Du musst Dir klar sein: alles, was Dich triggert, hat mit DIR selber zu tun. In meinem Fall war es einfach, das Gefühl zurückgewiesen zu werden, gepaart mit dem Gefühl, hilflos zu sein. Aber das waren meine Themen, die mit dem Verlust meiner Freundin nichts zu tun hatten. Also sei in so einem Fall ehrlich und nimm Dich Deiner Gefühle auch an.

Was ich Dir in diesem Zusammenhang auch noch unbedingt ans Herz legen möchte: schließe den trauernden Menschen auch nicht aus irgendwelchen Veranstaltungen oder Feiern aus. Z.B. wenn ihr im Freundeskreis regelmäßig Pärchenabende gemacht habt und jetzt stirbt ein Partner, dann schließt den anderen nicht aus, sondern frag ihn einfach, ob er oder sie trotzdem gerne teilnehmen möchte. Denn möglicherweise ist das auch für ihn oder sie noch mal eine Gelegenheit, die Erinnerungen an die Abende aufleben zu lassen, was auch wertvoll für den Trauerprozess sein kann.

Manchmal fehlen einfach die Worte - gemeinsam zu schweigen und zu trauern hilft.

5. Sprechen hilft

Generell und speziell in diesem Fall einer der wichtigsten Tipps, die ich Dir geben kann:
Ehrliche Kommunikation!
 
Ich meine damit aber nicht nur, dass der Trauernde über seinen Verlust sprechen können darf. Das ist natürlich auch wirklich wichtig. Vielmehr meine ich aber die Kommunikation zwischen Dir und der trauernden Person. Sprich Du auch ehrlich über Deine Gefühle: sage Deiner Freundin, Deiner Kollegin, dass Du Dich selber gerade hilflos fühlst, dass Du nicht weißt, was Du tun oder sagen kannst.
 
Das ist nicht schlimm, wenn Du das sagst, sondern ganz im Gegenteil, es ist einfach aufrichtig und ehrlich und es schafft auch Raum für Deine eigenen Gefühle. Sag der Person, dass Du Dich selber mit der Situation überfordert bist, wenn das so ist. Dass Du nicht weißt, was Du tun kannst oder Angst hast etwas falsch zu machen oder eventuell auch Angst um die Person selber hast oder Dir Sorgen machst.
 
Die meisten Menschen sprechen zu wenig miteinander und noch seltener, wenn es um die eigenen Gefühle geht. Für Deine Freundin, die gerade jemanden verloren hat, ist es sicherlich sehr viel hilfreicher, wenn Du ihr ehrlich sagst, dass Du nicht weißt, wie Du Dich gerade verhalten sollst anstatt dass Du Dich zurückziehst, weil Du der Meinung bist, dass Deine Freundin Zeit für sich braucht.
 
Vielleicht ist das auch so, vielleicht braucht Deine Freundin gerade Zeit für sich, möchte alleine sein, aber das sagt sie Dir bestimmt auch, wenn Du sie fragst. Denn auch Fragen zeigen Interesse am Gegenüber und lassen spüren, dass die Person Dir sehr wichtig ist. Möglicherweises bekommst Du auch mal die Antwort „Wie soll es mir schon gehen?“ auf die Frage, wie es Deiner Freundin geht, aber dann darfst Du auch ruhig sagen, dass Du es nicht böse gemeint hast, sondern dass Du nur Dein Mitgefühl zeigen möchtest.
 
Frag Deine Freundin beispielsweise auch, ob Du ihr auch von Deinen Themen erzählen darfst und dann sei auch nicht verletzt, wenn sie es gerade nicht ertragen kann. Es ist aber auch ok, wenn es bei Dir ein wirklich wichtiges Thema gibt, das Du gerne besprechen möchtest. Dann darfst Du das auch kommunizieren.
 

Genauso darfst Du ihr auch von auch von Deinen eigenen Gefühlen der verstorbenen Person gegenüber, wenn Du die verstorbene Person selber gekannt hast, ihr z.B. auch befreundet wart. Sprich auch über Deine Gefühle, dass Du traurig bist, Dir die verstorbene Person auch fehlt etc. Aber bitte reduziere die Trauer des anderen nicht und natürlich soll es kein Vergleich sein, wer wie sehr um jemanden trauert. 

Wichtig ist im Prinzip nur, dass der andere merkt, dass er oder sie verstanden wird.

Und ein Stückchen mehr Verständnis für trauernde Menschen und ihr Verhalten zu schaffen, war und ist mir einfach ein großes Anliegen. Ebenso wie ich Dir ein paar Tipps an die Hand geben wollte, damit Du Dich als tröstender Freund, Kollegin, Familienmitglied etc. nicht so hilflos fühlst im Umgang mit Trauernden.

Menschen wie Du sind extrem wertvoll...

Ganz am Schluss möchte ich noch mal sagen, wie wertvoll ich es finde, wenn Du jemandem beistehst und Verständnis hast für einen Menschen, der gerade oder vielleicht auch seit längerem jemanden verloren hat. Du bist – auch wenn Du es nicht weißt – ein Geschenk und eine riesige Stütze für diese Person, die Dir wahrscheinlich sehr am Herzen liegt, denn sonst würdest Du den Beitrag vermutlich nicht lesen.

Es ist mir auch ein großes Bedürfnis zu sagen, dass ich es nicht selbstverständlich finde, dass Du Dich eventuell in dieser speziellen Zeit, wenn Du jemanden begleitest, teilweise so zurücknehmen musst. Bitte überfordere Dich aber nicht in dieser Situation. Du brauchst kein Therapeut sein, dafür gibt es ja beispielsweise professionelle Trauerbegleiter, Trauergruppen etc., aber vielleicht kannst Du dem Trauerden helfen, die für ihn passende Unterstützung zu finden. Trauerbegleitung findest Du auch auf meiner Seite. 

Sei einfach Du selbst in der Beziehung zu der Person, so wie Du auch vorher warst. Nur mit ein wenig mehr Verständnis.

Da ich fest davon überzeugt bin, dass alles im Fluss und im Ausgleich ist, bin ich mir sicher, dass auch Du Hilfe und Unterstützung bekommst, wenn Du sie brauchst. So wie Du Dich um jemanden kümmerst, der gerade einen lieben Menschen verloren hat, wird auch für Dich dann jemand da sein, denn ich glaube, wir alle wünschen uns Unterstützung und Beistand in solchen Situationen.

Ich danke Dir von Herzen, dass Du für jemanden diese wertvolle Person bist und dass ich auch Dir ein klein wenig helfen konnte.

Alles Liebe für Dich und ganz viel Kraft

Ramona 

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